Reparieren, Ressourcenschonung & Kreislaufwirtschaft
Das globale Wirtschaftswachstum und der Ressourcenverbrauch sind eng miteinander verbunden. Daher ist die Teillösung des Ressourcenproblems die Kreislaufwirtschaft.
77% der EU-Bürger würden ihre Geräte eher reparieren als sie zu ersetzen. Aus diesem Grund ist es von Vorteil, wenn Verbraucher die Möglichkeit haben, langlebige und reparierbare Produkte zu wählen.
Deshalb fordern Abgeordnete, Anreize für Verbraucher eine Reparatur einem Austausch vorzuziehen. Die Reparaturfähigkeit der Produkte kann durch ein Reparierbarkeits-Index gekennzeichnet werden. Diese Methode wird bereits in einigen Ländern genutzt. Des Weiteren ist eine Ermäßigung von mindestens 10% auf die Kosten von Reparaturen ein guter Anreiz für Verbraucher, Reparaturen vorzuziehen. Ebenso sollen Reparaturmöglichkeiten und die Kosten für Ersatzteile transparenter werden.

- Ziel der Kreislaufwirtschaft ist es, natürliche Ressourcen zu schonen und den Schutz von Mensch und Umwelt bei der Erzeugung und Bewirtschaftung von Abfällen sicherzustellen
Beziehung zu Technologie
Laut einer aktuellen IGD-Studie zum Stand der Kreislaufwirtschaft in der globalen Industrie haben viele Unternehmen Handlungsbedarf (vgl. SAGE Group 2022). Hierbei zeigt sich, dass Unternehmen nicht aus dem vollen Potenzial schöpfen. Jedoch wäre dies sinnvoll, da Unternehmen von geringem Ressourcenverbrauch, sicheren Lieferketten, neuen Geschäftsmodellen und einer Steigerung der eigenen Reputation profitieren könnten. An der Studie haben Unternehmen aus verschiedenen Ländern teilgenommen. Insgesamt umfasste die Studie 859 Teilnehmer, darunter Teilnehmer aus Deutschland, Frankreich, Irland, Spanien, Südafrika, Großbritannien, Kanada und den USA.

- Fabrikmitarbeiter

- Studenten erkennen die Bedeutung der Kreislaufwirtschaft
Von den Studienteilnehmern gaben 32% an, von einer Kreislaufwirtschaftsstrategie zu profitieren. Weitere 32% gaben an, in den kommenden Jahren Nutzen aus einer solchen Strategie zu ziehen. Gründe für diese Veränderungen wären steigende Kosten sowie Störungen in der globalen Lieferkette.
Treiber dieser Veränderungen sind neue Technologien und Innovationen. Störfaktoren innerhalb dieses Prozesses bilden alte Technologien, Investoren und Kunden. Obwohl eine Kreislaufwirtschaftsstrategie in vielen Unternehmen noch nicht vorhanden ist, sind die Rahmenbedingungen diesbezüglich gegeben. So etwa wären Ausprägungen der strategischen Vision, Innovationskultur, Know-how, geistiges Eigentum, digitale Kompetenz und technologische Ausstattung gegeben.
Die Studienteilnehmer gaben an, dass Transformationstechnologien wie etwa Datenanalysen und Automatisierungen in den kommenden Jahren sehr wichtig werden. So bietet die Cloudtechnologie Effizienz- und Kostenvorteile. Datenanalysen helfen dabei, Fertigungs- und Handelsprozesse zu optimieren. Automatisierung soll zu steigender Produktivität und einer Minderung von Fehlern, die durch Mitarbeiter herbeigeführt werden, führen. Das Internet der Dinge soll eine vorbeugende Überwachung und Wartung von Gegenständen ermöglichen. Auch Technologien wie künstliche Intelligenz, Robotik und Blockchain spielen eine große Rolle bei den Unternehmen.
Einordnung in die Forschungslandschaft
Wir leben derzeit in einer sogenannten linearen Wirtschaft. Das bedeutet, dass Produkte einmalig produziert und nach der Nutzung deponiert oder verbrannt werden. Rohstoffe, die für ein Produkt verwendet werden, werden nach der Nutzungsdauer nicht mehr in den Kreislauf zurückgeführt, um sie wiederzuverwenden. Laut Circularity Gap Report von 2021, führt lineare Wirtschaft fest zu einem Temperaturanstieg von 3-6 Grad. Wenn sich die Wirtschaft so weiterentwickelt, werden im Jahr 2030 65 Milliarden Tonnen Treibhausgasemissionen (GHGs, Greenhouse Gases) freigesetzt werden.
Die globale Erwärmung verlangsamt sich nicht. Dies führt dazu, dass einige Länder mit Umweltkatastrophen konfrontiert werden, die die Mehrheit der Bevölkerung bedrohen. Selbst wenn alle 195 Länder, die Übereinkommen von Paris geschlossen haben, ihre Emissionsreduktionsverpflichtungen erfüllen, werden die Temperaturen in diesem Jahrhundert voraussichtlich um 3 Grad steigen.

- Circularity Gap Report von 2021 (vgl. BASF Creating Chemistry Magazin)
Um Treibhausgasemissionen zu reduzieren, wird ein Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft empfohlen. Dadurch wird der globale Temperaturanstieg deutlich unter 2 Grad gehalten.
Wie Kreislaufwirtschaft funktioniert
Das Ziel einer Kreislaufwirtschaft besteht darin, Produkte und Rohstoffe so lange wie möglich zu nutzen. Konkret bedeutet dies, dass Abfall vermieden wird, indem bestehende Produkte wiederverwendet oder repariert werden. Falls dies nicht möglich ist, werden die Produkte in ihre ursprünglichen Rohstoffe zerlegt und diese wiederverwertet. Dabei hat die Abfallvermeidung und Wiederverwendung Vorrang vor dem Recycling.

- Kreislaufwirtschaft (vgl. BASF Creating Chemistry Magazin)
Die Kreislaufwirtschaft hat drei Funktionen:
- Treibhausgasemissionen reduzieren
- biologische Vielfalt erhalten
- Ungleichheit bekämpfen
Was bedeutet Ungleichheit bekämpfen? Die moderne lineare Wirtschaft ist ständig auf der Suche nach neuen Rohstoffquellen und neuen Wegen zur Abfallentsorgung. Sowohl die sich ausdehnenden Grenzen der Gewinnung natürlicher Ressourcen als auch die Grenzen der Abfallentsorgung werden oft von Menschen oder Tieren bewohnt. Dies führt zu einer Zunahme von Konflikten um die Nutzung der Umwelt und damit zu einer Stärkung der Bewegung für Umweltgerechtigkeit, so Recherchen aus dem Jahr 2021 laut. Mit der Kreislaufwirtschaft können Länder ihr Bruttoinlandsprodukt mit weniger neuen Rohstoffen und geringerer Ressourcenintensität steigern, die Abfallentsorgung reduzieren und die Umwelt verbessern (vgl. Martinez-Alier J., 2021).
Ressourcenschonung/Kreislaufwirtschaft an der Uni Hildesheim
An der Universität Hildesheim koordiniert das Green Office alle Aktivitäten im Bereich Nachhaltigkeit (vgl. Green Office Uni Hildesheim). Damit ist es auch für Ressourcenschonung zuständig und hat in diesem Bereich schon einige interessante Projekte verwirklicht und Studierende bei eigenen Projekten unterstützt. Mehr Informationen zum Green Office findet ihr hier: https://www.instagram.com/greenofficehildesheim/

Aktionen für Ressourcenschonung an der Uni Hildesheim
- Fahrradflohmarkt: Das Green Office veranstaltet regelmäßig zusammen mit der Ideen- und Beschwerdestelle einen Fahrradflohmarkt.
- Entsorgung von Handys: Der NABU sammelt Handys, Tablets und Smartphones sowie Ladekabel, die dann entweder Second-Hand weiterverkauft, die Komponenten recycelt oder sachgerecht entsorgt werden. Die Einnahmen aus den Verkäufen dienen als Spenden für Insektenschutz-Aktivitäten des NABU. Im Green Office wurde eine solche Handy-Sammelbox aufgestellt. Mehr Informationen zur NABU-Handysammlung
- Fahrrad-Reparaturstation: Sie befindet sich vor dem Sportgebäude. Dort gibt es Werkzeuge und eine Luftpumpe sowie digitale Videoanleitungen.
- Stempel für wiederverwendete Briefumschläge: Mit einem vom Green Office designten Stempel können Sekretariate darauf aufmerksam machen, dass alte Briefumschläge wiederverwendet wurden und so andere Personen dazu anregen, dies auch zu tun.
- Fahrrad-Selbsthilfewerkstatt (Fazze): Dieses Projekt, das vom AStA finanziell gefördert wird, ist ein gemeinsames Projekt von freiwilligen Studierenden der Uni Hildesheim und der HAWK. Dort bekommen Studierende Ersatzteile und Unterstützung beim Reparieren ihres Fahrrads. http://fazze.asta-hildesheim.de/
- Second-Hand-Laptops für Schüler*innen: Ursprünglich aufgrund des Homeschoolings in der Corona-Pandemie gegründet, gibt es die deutschlandweite Aktion „Hey Alter“ auch in Hildesheim. Dabei werden gespendete Laptops durch Studierende aufbereitet und dann an Schüler*innen gespendet. Das trägt zur ökologischen und sozialen Nachhaltigkeit bei.
Bezug zum Studium
Auch wenn man zuerst denken könnte, dass IT-Studiengänge und Nachhaltigkeit nichts miteinander zu tun hätten, stellt man bei genauerer Betrachtung fest, dass es doch einige Zusammenhänge gibt. Das gilt auch für die Ressourcenschonung und Kreislaufwirtschaft:
- IIM beschäftigt sich unter anderem mit dem Thema User Experience. Sie umfasst alle Wahrnehmungen, Gedanken und Emotionen vor, während und nach der Nutzung eines Produkts, damit ist auch die Entsorgung eines Produkts Teil der User Experience.
- IMIT lehrt verschiedene Technologien, die für die Transformation zur zirkulären Wirtschaft benötigt werden. Das wären zum Beispiel KI, Robotik und Data Analytics.
- Angewandte Informatik: Visualisierung von Prozessen und Präsentation von Daten in einem übersichtlichen und anschaulichen Format.
Quellen
- BASF Creating Chemistry Magazin (2022). Eine runde Sache. Verfügbar unter https://www.basf.com/global/de/media/magazine/creatingchemistrystories/2022/go-full-circle.html (abgerufen am 12.03.2023).
- Green Office Uni Hildesheim (o.J.). Green Office. Verfügbar unter https://www.uni-hildesheim.de/greenoffice/ (abgerufen am 4.12.2022).
- Europäisches Parlament (2015). Kreislaufwirtschaft: Definition und Vorteile. Verfügbar unter https://www.europarl.europa.eu (abgerufen am 12.03.2023).
- Martinez-Alier J. (2021). The circularity gap and the growth of world movements for environmental justice. Academia Letters, Article 334, Universitat Autònoma de Barcelona.
- Rat für Nachhaltige Entwicklung (o.J.). Nachhaltige Entwicklung. Verfügbar unter https://www.nachhaltigkeitsrat.de/nachhaltige-entwicklung/ (abgerufen am 12.02.2023).
- SAGE Group (2022). IDG-Studie – Der Stand der zirkulären Wirtschaft. Verfügbar unter https://www.sage.com/de-de/news/studien-und-trends/ (abgerufen am 12.03.2023).
- The Circularity Gap Report (2021). The Circularity Gap Reporting Initiative: a global score for circularity. Verfügbar unter https://www.circularity-gap.world (abgerufen am 12.03.2023).
Bildnachweis:
- Foto von Redd F auf Unsplash
- Foto von Spencer Davis auf Unsplash
- Foto von Josh Power auf Unsplash
