
Bits & Bäume –
Digitalisierung & Nachhaltigkeit sind zwei Begriffe, die in der heutigen Zeit immer häufiger im gleichen Kontext verwendet werden. Die Welt, in der wir heute leben, wird zunehmend digitaler, egal ob in der Gesellschaft oder in unterschiedlichen Bereichen der Wirtschaft. Veränderungen sind in fast jedem Bereich des alltäglichen Lebens zu beobachten – besondere Faktoren sind hierbei Nachhaltigkeit und Digitalisierung.
Digitalisierung & Nachhaltigkeit
Digitalisierung
Digitalisierung beschreibt den Prozess der Umwandlung analoger Informationen in elektronische Informationen, um diese speichern und zugänglich machen zu können (vgl. Sühlmann-Faul, Rammler, 2018: 13). Digitale Daten weisen im Vergleich zu den analogen einige Vorteile auf. So sind diese länger haltbar, unabhängig von einem festen Format und lassen sich platzsparend speichern. Die Digitalisierung stellt den Grundstein dar, um unser heutiges Zeitalter als digitales Zeitalter bezeichnen zu können (vgl. Sühlmann-Faul, Rammler, 2018: 13). Einige Beispiele für die wichtigsten Entwicklung im digitalen Zeitalter sind z.B. die ersten kommerziellen Kameras und die Entwicklung des Smartphones (vgl. Sühlmann-Faul, Rammler, 2018: 13).

Im Kontext der Digitalisierung wird auch häufig von der „Industrie 4.0“ gesprochen, welche auf die vorangegangenen Prozesse der Industrialisierung folgt. Wichtige Aspekte der „Industrie 4.0“ sind die engere Verknüpfung zwischen Produktion und Logistik und die Informatisirung der Fertigungstechnik (vgl. Sühlmann-Faul, Rammler, 2018: 14). Grundlegend zeichnet sich die Digitalisierung durch den Einsatz cyber-psychischer Systeme aus, die eine Verbindung aus elektronischen und mechanischen, sowie informatorischen und softwaretechnischen darstellen. Zudem stellt die Integration des Internets einen wichtigen Aspekt dar (vgl. Sühlmann-Faul, Rammler, 2018: 14).
Der Prozess der Digitalisierung stellt einen gesamtgesellschaftlichen Umbruch dar, der zudem auch einige ethische Themen umfasst. Themen wie Datenschutz und Kriminalität rücken in den Vordergrund und müssen berücksichtigt werden. Zudem gilt die Digitalisierung als Treiber von Innovation, Expansion und Effizienz, welche im Bereich der Nachhaltigkeit und der sozioökologischen Ebene einige Probleme mit sich bringt (vgl. Sühlmann-Faul, Rammler, 2018: 15).
Nachhaltigkeit
Der Begriff der Nachhaltigkeit findet in der Gesellschaft immer mehr Anklang und stellt auf politischer und ökonomischer Ebene ein Leitbild dar (vgl. Sühlmann-Faul, Rammler, 2018: 15). Er bietet viel Diskussionspotential und wird daher oft in Bezug auf die wirtschaftliche Entwicklung verwendet. International wird bereits immer öfter diskutiert, dass der wirtschaftliche Erfolg nicht zu Lasten der Umwelt erfolgen darf. Der Aspekt der nachhaltigen Entwicklung beschreibt einen Entwicklungsprozess, in dem nachfolgende Generationen die gleichen Chancen auf ein Leben haben wie die jetzigen Generationen (vgl. Sühlmann-Faul, Rammler, 2018: 16). Wirtschaftliche Gewinne sollen nicht für eine nachhaltige Entwicklung eingesetzt werden, sondern bereits bei der Erwirtschaftung nachhaltige Aspekte verfolgen. Die Nachhaltigkeit bezieht sich grundlegend auf den Schutz von Ressourcen und die Einbeziehung der Gegenwart und Zukunft. Ein System kann nur dann von Dauer sein, wenn es langfristig Bestand hat und von sich aus überleben kann (vgl. Sühlmann-Faul, Rammler, 2018: 16).
Grundsätzlich lassen sich drei wesentliche Aspekte der Nachhaltigkeit erkennen: Suffizienz, Effizient und Konsistenz (Vgl. Sühlmann-Faul, Rammler, 2018: 17). Der Aspekt der Suffizienz beschreibt den Vorgang, den Energie- und Rohstoffverbrauch auf das Nötigste zu reduzieren. Die Effizienz beschreibt in diesem Zusammenhang den sparsamen Einsatz von z.B. Geld, Energie und Materialien zur Erreichung eines Ziels. Innerhalb der Konsistenz müssen Produkte während der Herstellung, des Betriebs und der Entsorgung bereits nach nachhaltigen Aspekten konzipiert werden. Besonders zu beachten ist , dass Konsistenz und Effizienz nicht ausreichen, um ein nachhaltiges Handeln zu bewirken. Alle drei Faktoren müssen notwendigerweise miteinander agieren, um nachhaltige Ziele erreichen zu können (vgl. Sühlmann-Faul, Rammler, 2018: 17).

Nachhaltige Digitalisierung oder digitalisierte Nachhaltigkeit? – Die Synthese
Der Zusammenhang beider Begriffe erscheint im ersten Moment nicht direkt ersichtlich, bei genauer Betrachtung stehen beide Begriffe jedoch sehr eng beieinander. Obwohl der Begriff der Nachhaltigkeit mittlerweile allgegenwärtig geworden ist, beschreibt die Digitalisierung den rasanten Wandel der heutigen Welt. Durch die Digitalisierung können Informationen, Wissen und materielle Objekte zum Teil dematerialisiert werden. Die Dematerialiserung kann dazu führen, dass Herstellungsprozesse, Nutzungsprozesse und Entsorgungsprozesse vermieden werden können. Diese Gesichtspunkte können sich positiv auf die Nachhaltigkeit auswirken, da auf der materiellen Ebene eine geringere Materialintensität entsteht (vgl. Sühlmann-Faul, Rammler, 2018: 19). Auf der anderen Seite lässt sich deutlich feststellen, dass durch die international globalisierte Wirtschaft deutlich mehr Transportwege in Kauf genommen werden, zudem immer mehr Rohstoffe aus der Umwelt abgebaut werden. Technologische Strategien können nur für eine nachhaltige Entwicklung sorgen, wenn ökologische, ökonomische und soziale Aspekte gleichzeitig berücksichtigt werden (vgl. Sühlmann-Faul, Rammler, 2018: 18).
Im Zusammenhang der Digitalisierung und Nachhaltigkeit lassen sich auf beiden Seiten sowohl negative als auch positive Gesichtspunkte aufzählen.
Als Chancen stellen sich auf der einen Seite die globale Vernetzung und der damit einhergehende kulturelle Austausch dar. Auf diese Weise können globale Umweltprobleme einfacher erkannt und analysiert werden (vgl. Arnold, Fischer, 2019: 9). Die bereits angesprochene Dematerialiserung bietet ein hohes Potenzial für nachhaltige Entwicklungsstrategien. Der Wert eines Produktes ist nicht mehr so wichtig wie er einmal war, stattdessen rückt der Nutzen des Produktes in den Vordergrund. Der Kunde kann durch transparente Produktionsprozesse mehr eingebunden werden, dadurch erfolgt eine Optimierung der Wertschöpfungskette. Durch den neu erkannten Wert der Produkte können diese anders wertgeschätzt werden, somit wird als Folge der Umweltverbrauch reduziert (vgl. Arnold, Fischer, 2019: 9). Zudem kann die Nutzung der digitalen Technologien zu einer stärkeren Kundenbindung führen. Für Recyclingunternehmen bietet die Digitalisierung neue Möglichkeiten, durch die neuen technologischen Prozesse können Recyclingsysteme effizienter optimiert werden. Verarbeitungsprozesse können auf der nachhaltigen Ebene verbessert werden (vgl. Arnold, Fischer, 2019: 9). Grundsätzlich lässt sich sagen, dass durch neue informationstechnische Systeme die Produktion von Gütern effizienter gestaltet werden kann.
Auf der anderen Seite entstehen jedoch auch negative Aspekte innerhalb der nachhaltigen Digitalisierungsstrategien. Für die Produktion neuer technischer Systeme kommt es zu einem zusätzlichen Ressourcenverbrauch und Umweltabbau, da neue Innovationen stetig weiter entwickelt werden müssen (vgl. Arnold, Fischer, 2019: 10). In der globalen Gesellschaft ist die soziale Ungleichheit deutlich zu erkennen, die Digitalisierung kann zu einer noch größeren digitalen Spaltung führen. Menschen haben derzeit bereits unterschiedliche Zugänge zu neuen Innovationen, durch die rasante Entwicklung wird diese Spaltung weiter voran getrieben (vgl. Arnold, Fischer, 2019: 10). Durch den starken Abbau von Rohstoffen und die weiten Transportwege werden Sozial- und Umweltprobleme weiter verstärkt und vorangetrieben. Die Automatisierung von vielen Arbeitsprozessen kann auf dem Arbeitsmarkt zu einer Krise führen, Arbeiter werden durch die Automatisierung nicht mehr gebraucht und verlieren ihren Arbeitsplatz. Dieser Gesichtspunkt verstärkt ebenfalls die soziale Ungleichheit (vgl. Arnold, Fischer, 2019: 9). Die rasanten Innovationsprozesse wirken sich auf den Energieverbrauch aus, durch die Produktion neuer Systeme muss ebenfalls Energie verbraucht werden. Durch die neue Möglichkeit sich zeitsparend über neue Produkte zu informieren, wächst gleichzeitig auch die Spezifität der Kunden. Kunden möchten immer speziellere und neuere Produkte, was sich wiederum auf den Ressourcenabbau auswirkt (vgl. Arnold, Fischer, 2019: 10).

Bits & Bäume
Die Organisation Bits&Bäume befasst sich mit den Aspekten der Digitalisierung Nachhaltigkeit und diskutiert diese innerhalb eines Kontextes. Dabei decken sie ein breites Spektrum an Themen ab, z.B. die vernetzte Mobilität und smarte Energienetze (vgl. bits-und-bäume.org). Der Handlungsspielraum umfasst bisher zwei Konferenzen im Jahr 2018 und 2022, die jeweils von ehrenamtlichen Mitarbeitern der Organisation organisiert wurden. Bits&Bäume werden durch staatliche Gelder gefördert, was den ehrenamtlichen Charakter verdeutlicht. Die Schwerpunkte liegen auf der materiellen Basis der Digitalisierung, Umwelt- und Netzpolitik und der digitalen Infrastruktur (vgl. bits-und-bäume.org). Gestartet ist die Organisation 2018 als Konferenz, mittlerweile weist sie eher einen Dachverbandscharakter auf.
Das Hauptziel von Bits&Bäume ist eine offene Vernetzungskonferenz für alle Akteure im Bereich der Digitalisierung und des Umweltschutzes bereitzustellen. Sie wollen Organisationen, Bewegungen und Akteure der verschiedenen Bereiche zusammenbringen (vgl. bits-und-bäume.org). Gemeinsam sollen Lösungen für eine demokratische und nachhaltige Gesellschaft erarbeitet werden. Die Aspekte der Digitalisierung und der Nachhaltigkeit sollen in einem Kontext vorangebracht werden. Die Konferenzen bestehen aus Vorträgen und Diskussionen, und fanden jeweils zwei Tage an der TU Berlin statt (vgl. bits-und-bäume.org).
Die erste Konferenz fand 2018 statt, sie wurde von sieben NGO`s und drei Organisationen aus den entsprechenden Bereichen organisiert. Insgesamt wurden sieben Themenschwerpunkte erarbeitet wie z.B. alternatives Wirtschaften, Daten und Umwelt. Die Vorträge wurden von Fachleuten gehalten und im Anschluss innerhalb des Plenums diskutiert (vgl. bits-und-bäume.org).
Die Forderungen 2018 waren zum einen, dass die Digitalisierung dem Gemeinwohl dienen soll. Zum anderen sollte die Gesellschaft demokratischer werden, und somit demokratische Prozesse mehr unterstützen (vgl. bits-und-bäume.org). Ein weitere wichtigste Forderung war die Bildung. Die Digitalisierung sollte auch auf der Ebene der Bildung weiter voranschreiten, und somit Schüler, Studenten und Auszubildenden im Bildungswesen unterstützen. Auch im Bezug auf technische und elektronische Endgeräte wollen die Organisationen einen Wandel bewirken (vgl. bits-und-bäume.org). Elektronische Geräte sollten langlebiger produziert werden, zudem sollten die Recyclingprozesse optimiert werden. Dadurch sollen weniger Rohstoffe abgebaut werden.
2022 fand die zweite Konferenz statt, ebenfalls zwei Tage an der TU Berlin. Diesmal wurde die Konferenz von 13 NGO`s organisiert, im Mittelpunkt standen auch die Planung von Kampagnen und Projekten (vgl. bits-und-bäume.org).
2022 verfolgte die Konferenz ähnliche Forderungen wie bereits 2018, die Digitalisierung sollte stärker auf die Gesellschaft und auf den sozialen und ökologischen Wandel eingehen. Zudem forderten sie eine gleichberechtigte Teilhabe und eine Verbesserung der Lebensqualität (vgl. bits-und-bäume.org). Weitere Aspekte waren der Schutz der digitalen Infrastruktur und die Verringerung von globalen Umweltkrisen. Zudem lag der Fokus auf der regionalen Selbstbestimmung und der globalen Gerechtigkeit. Die Organisation forderte eine gerechte Digitalisierung ohne soziale Ungleichheiten (vgl. bits-und-bäume.org).
Bits & Bäume unterhält neben der eigentlichen Konferenz unterschiedliche Nebenprojekte:
– Die Organisation verfügt zudem über mehrere Projekte, an denen jeder teilnehmen kann.
– Bits&Bäume Wiki stellt eine Übersicht aller Aktivitäten bereit und lädt Teilnehmer zum Mitmachen ein.
– Das Projekt „Bildung B&B“ stellt einen ausgelagerten Zweig dar, welcher den Fokus auf die Bildung gelegt hat.
– Bits&Bäume verfügt über regionale Zweige, diese sind in verschiedenen Städten und Landkreisen vertreten. Jeder der Lust hat kann sich einer der Organisationen anschließen.
– Regelmäßige Online-Treffen finden am ersten Donnerstag im Monat statt, sie dauern in der Regel 90 Minuten und dienen zur Diskussion und zum Austausch.
Die Organisation Bits&Bäume dient als demokratische und offene Organisationen. Die Konferenzen dienen als Erneuerung der Forderungen und als Event. Die Konferenz 2022 wurde aus diesem Grund auch als „Festival“ bezeichnet. Der wichtigste Part der Konferenz ist der Austausch untereinander (vgl. bits-und-bäume.org).

Green Office der Universität Hildesheim
Das Green Office ist das Nachhaltigkeitsbüro der Universität Hildesheim und die zentrale Einrichtung für Nachhaltigkeit am Campus.
Im Bereich der Digitalisierung und Nachhaltigkeit setzt das Green Office auf digitale Vermarktungsstrategien. So finden Interessierte das Green Office auf sozialen Medien wie z.B. Instagram. Das Nachhaltigkeitsbüro kann über die sozialen Medien eine Vielzahl von Studenten und Beschäftigten erreichen. Auf dem Profil werden aktuelle Informationen über geplante Maßnahmen veröffentlicht. Zudem werden nützliche Tipps z.B. im Bereich des Energieverbrauchs geteilt. Studierende und Beschäftigte können sich so rund um die Uhr Informationen über das aktuelle Geschehen im Green Office einholen.
Eine Aktion im Bereich der Digitalisierung und Nachhaltigkeit stellt z.B. die Handy-Sammelstelle dar. Diese Handy-Sammelstelle ist eine Kooperation mit dem NABU-Bundesverband und der Telefonica Deutschland Group. Studierende und Beschäftigte können ihre alten Handys an dieser Sammelstelle abgeben. Aus diesen alten Geräten werden dann die wiederverwendbaren Rohstoffe recycelt. Die Erlöse aus den recycelten Endgeräten kommen dem Insektenschutzfonds zugute. Durch die Gewinne können neue Landflächen gekauft und somit neuer Lebensraum für Insekten geschaffen werden.
Unsere Quellen und Leseempfehlungen
Arnold, M.; & Fischer, A. (2019). Fluch und Segen der Digitalisierung im Kontext einer – Entwicklung zur Nachhaltigkeit. Chemnitz Economic Papers, Chemnitz University of Technology, 31.
Bits & Bäume (o.J.). Homepage. Verfügbar unter https://bits-und-baeume.org/ (abgerufen am 30.01.12.2023).
Gossen, M.; Frick, F. (2022). Digitale Vermarktungsstrategien – Relevanz und Einfluss auf nachhaltigen Konsum. Umweltbundesamt. 41/2022. Verfügbar unter https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/479/publikationen/texte_41-2022_digitale_vermarktungsstrategien.pdf (abgerufen am 02.03.2023).
Stiftung Universität Hildesheim (o.J..). Green Office. Verfügbar unter https://www.uni-hildesheim.de/greenoffice/ (abgerufen am 02.03.2023).
Sühlmann-Faul, F.; Rammler, S. (2018). Digitalisierung und Nachhaltigkeit. Robert-Bosch-Stiftung & WWF Deutschland eV. Verfügbar unter https://www.researchgate.net/profile/Felix-Suehlmann-Faul/publication/325946792_Digitalisierung_und_Nachhaltigkeit_Nachhaltigkeitsdefizite_auf_okologischer_okonomischer_politischer_und_sozialer_Ebene_Handlungsempfehlungen_und_Wege_einer_erhohten_Nachhaltigkeit_durch_Werkzeuge_der/links/5b2e31d34585150d23c683ae/Digitalisierung-und-Nachhaltigkeit-Nachhaltigkeitsdefizite-auf-oekologischer-oekonomischer-politischer-und-sozialer-Ebene-Handlungsempfehlungen-und-Wege-einer-erhoehten-Nachhaltigkeit-durch-Werkzeug.pdf (abgerufen am 29.02.2023).
